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Drachen Gold Cup 2021 – Marstrand, SWE

Da saßen wir nun schon seit 4 Tagen und immer noch keine Wettfahrt beim diesjährigen Drachen-Gold Cup im schwedischen Segelmekka Marstrand. Am Samstag hätte eigentlich das Practice Race stattfinden sollen. Dieses wurde aber bereits in der Früh abgesagt, da es im Segelrevier direkt vor Marstrand mit 25 kn und mehr blies und die hohen Wellen kein Segeln möglich machten. Am Sonntag, dem ersten Regattatag, das gleiche Bild. Ein stationäres Tiefdruckgebiet mit dem Zentrum in etwa über Marstrand bescherte anhaltenden Westwind mit Winden jenseits der 30 kn und hohen, brechenden Wellen. Am Montag ließ der Wind zwar nach – war aber immer noch über 20 kn – die nach wie vor hohen, brechenden Wellen verhinderten jedoch lt. Informationen der Wettfahrtleitung den Start zur ersten Wettfahrt. Und am Dienstag, als das Tief endlich nach Nordosten weitergezogen war und es langsam aufklarte, war dann zu wenig Wind (max. 2-4 kn und das nicht gleichmäßig über der Regattabahn) – also wieder Startverschiebung auf den nächsten Tag.

Dies bedeutete, dass die ausgeschriebenen 6 Wettfahrten für den seit 1939 ausgesegelten Drachen Gold Cup an den verbleibenden 3 Tagen gesegelt werden mussten. Wer schon einmal beim Gold Cup war, wusste was das hieß. Wettfahrten mit einem Zeitlimit von 5 Stunden und etwa 3 Std. Dauer, Startkreuzen von 2,5 sm Länge bei 2x Up-and-Down-Kurs mit Zielkreuz also rund 12 sm Kurslänge und kein Streichresultat versprachen intensive 3 Tage – sofern der Wind mitspielte.

Dabei hatte alles sehr gut für uns begonnen. Beim 2 Wochen davor stattfindenden Grand Prix in Dragor in Kopenhagen konnten wir in geänderter Crew-Besetzung wichtige Erfahrungen für unseren Bootstrimm bei Starkwind und Welle sammeln, die uns für den Gold Cup zuversichtlich stimmten. Nach Anreise mit Flieger nach Dragor und weiter mit dem Auto nach Marstrand ging die Vermessung am Freitag, den 13.08. zügig über die Bühne und wir bezogen bereits gegen Mittag unseren Liegeplatz direkt vor der Altstadt von Marstrand. Nach einem kurzen Power Nap gingen wir am Nachmittag bei 12-15 kn Wind aus SO das erste Mal für etwa 1,5 Stunden aufs Wasser und sammelten Erfahrungen mit der Welle und der Strömung vor Marstrand. Das Practice Race sollte dann den Vergleich mit den anderen Teilnehmern bringen. Aber dazu kam es ja leider nicht.

Überhaupt war der Gold Cup von den Schweden perfekt organisiert. Jeden Tag After-Sail-Parties im Strandverket, einer alten Festung direkt an der südlichen Hafeneinfahrt von Marstrand. Die Eröffnungsfeier am Sonntag – dem eigentlichen ersten Wettfahrttag – in der Festung Carlsten von Marstrand, die erhaben oberhalb des Ortes steht und eine wechselvolle Geschichte hinter sich hat. Das Regattadinner am Donnerstag im Societeshuset – ein im viktorianischen Stil für König Oscar II im Jahr 1886 errichtetes Gebäude an der nördlichen Hafeneinfahrt direkt neben dem Kurhotel, einer alten Badeanstalt – mit perfektem Essen, allerlei Preisen und Ehrungen sowie als Höhepunkt einer Abba-Showband. Mit jedem Tag wuchs die internationale Drachen-Community enger zusammen. Und auch ansonsten blieben keine Fragen offen. Damit haben die Schweden für künftige Veranstaltungen einen neuen Maßstab gesetzt.

Dann aber der Mittwochmorgen. Der obligate Blick aus dem Hotelzimmer auf die Hafeneinfahrt und im Anschluss auf die diversen Wetter-Apps versprachen beste Segelbedingungen. Bereits um 9 Uhr hatte die Wettfahrtleitung den ersten Start angesetzt. Dementsprechend ging es bereits um 7.30 Uhr nach einem kurzen Skippers-Meeting hinaus aufs Wasser. Bei Wind aus West mit anfangs etwa 8 kn Stärke, aber schnell zunehmend auf mehr als 20 kn und drehend auf WSW wurde die erste Wettfahrt gestartet. Bezeichnend für diesen, aber auch für die beiden weiteren Wettfahrtstage war der sehr konstante Wind mit nur geringen, pendelnden Drehern und die Strömung, die meistens die rechte Seite bevorzugte. Wichtig waren sehr gute Starts, um in der ersten Reihe „hinauszukommen“ und mit freiem Wind zu segeln. Bei der Länge einer Kreuz von rund 30 min immens wichtig. Genauso wie eine gute Bootsgeschwindigkeit, um mit den besten mithalten zu können. Das war in der schwierig zu steuernden Welle, die sich durch eine lange Dünung mit kurzen, teilweise brechenden Wellen überlagerte, gar nicht so einfach. Dies galt sowohl für die Kreuz, als natürlich auch für den Vorwind, wo es darum ging durch entsprechendes Pumpen die Wellen abzusurfen.

An den beiden Folgetagen dann „Champagne Sailing Conditions“. Wind nach wie vor aus West mit 8-12 kn am Donnerstag und 6-15 kn am Freitag, dazu Sonnenschein und keine Wolke. Einfach perfekt! Eigentlich sollte man nur in solchen Bedingungen segeln. Die souverän agierende Wettfahrtleitung brachte an diesen 3 Tagen die ausgeschriebenen 6 Wettfahrten schließlich durch. Was für uns entsprechend lange Tage am Wasser (8.30 Uhr bis 16 Uhr) bedeutete. Dementsprechend müde und leer waren wir am Abend -aber Gott sei Dank nicht nur wir -auch den erfahrenen Profi-Crews ging es nicht anders.

Mit den Plätzen 27, 12, 45, 32, 16 und 16 konnten wir den hervorragenden 20. Platz im Gesamtklassement unter den 70 gestarteten Teams ersegeln und waren mit unserer Leistung – auch in Hinblick auf das geringe Training – sehr zufrieden. In der Corinthian- bzw. Amateur-Wertung belegten wir den 9. Platz unter den 50 Teams.

Den Sieg sicherte sich mit einer sehr starken und konstanten Leistung (kein Platz schlechter als 5. in den 6 Wettfahrten) der 70-jährige Niederländer Pieter Heerema. Seit fast 30 Jahren versucht er den Gold Cup zu gewinnen und war auch bereits einige Male unter den Top 3. In diesem Jahr sollte es mit seinem starken Team mit Lars Hendriksen (selbst Gold Cup Sieger als Steuermann) und 49er-Olympionike George Leonchuk endlich so weit sein. Der Titelverteidiger Pedro Andrade aus Portugal sicherte sich den 2.Platz vor dem jungen Team von Sam Gilmour (Sohn von Match-Race-Legende Peter Gilmour, der wegen Covid nicht aus Australien ausreisen konnte). Die Corinthian-Wertung gewann der Schwede Martin Palsson als hervorragender 4. in der Gesamtwertung. Wie die Corinthians bei diesem Gold Cup generell sehr stark waren. So konnten sich 6 Teams unter den besten 15 in der Gesamtwertung platzieren.

Mit schlussendlich nur positiven Erinnerungen traten wir am Samstag die Heimreise an. Nicht aber ohne an künftige Herausforderungen zu denken, die uns sicher zu vielen hochrangigen Regatten in Europa führen wird.

 

Christoph Skolaut

AUT 204 – Diavell III

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